Die Entstehung einer individuellen Pastellzeichnung: Ein Blick hinter die Kulissen
„Wie entsteht so eine individuelle Pastellzeichnung?“ Diese Frage höre ich oft von Interessierten und Kunstliebhabern. Um einen detaillierten Einblick in den kreativen Prozess zu geben, möchte ich anhand eines Beispiels erläutern, wie eine Pastellzeichnung eines Oldtimers entsteht. Jeder Schritt ist wichtig, um die Persönlichkeit und den Charakter des Fahrzeugs auf Papier festzuhalten.
Schritt 1: Die Vorbereitung
Der erste Schritt beginnt mit der Vorbereitung. Der Auftraggeber sendet mir in der Regel per E-Mail Fotos des Oldtimers sowie Details zu Modell, Baujahr und besonderen Merkmalen. Diese Bilder dienen als Grundlage, um die individuellen Details des Fahrzeugs festzustellen. Bei der Auswahl des Motivs überlege ich, wie das Fahrzeug am besten in Szene gesetzt werden kann. Dabei stelle ich mir Fragen wie:
- Wie passt das Fahrzeug am besten zur Marke und zum Modell?
- Soll das Fahrzeug in Bewegung dargestellt werden, oder ist eine ruhige, statische Darstellung geeigneter?
- Welche Perspektive bietet die beste Wirkung für das Modell?
- Soll der Fahrer auf dem Bild zu sehen sein oder nicht?
Diese Überlegungen helfen mir, das Bild so zu gestalten, dass es den Charakter des Oldtimers optimal widerspiegelt. Auch die Wünsche des Auftraggebers fließen in diese Phase ein.
Schritt 2: Auswahl des Papiers
Die Wahl des Papiers ist ein weiterer wichtiger Schritt im Schaffensprozess. Die Farbe des Papiers wird in Abhängigkeit von der Wagenfarbe ausgewählt. Grundsätzlich verwende ich Farbtöne wie rotbraun, grau, dunkelgrün, caramelbraun, erdrot, olivbraun, blau und hellbraun. Im gezeigten Beispiel handelt es sich um einen zweifarbigen Oldtimer (beige und dunkelblau), weshalb ich mich für eine blaue Papierfarbe entschieden habe.
Das Papier, das ich verwende, ist immer ein echtes Büttenpapier, in diesem Fall das Echt Burga-Büttenpapier von Hahnemühle. Büttenpapier bietet eine besondere Textur, die den Zeichnungen Tiefe und Charakter verleiht.
Schritt 3: Vorskizzieren
Nachdem das Papier ausgewählt und vorbereitet ist, beginne ich mit dem Vorskizzieren. Dazu benutze ich Zeichenkohle. Ich orientiere mich an den Bildpunkten, die ich im Erstentwurf oder den gelieferten Fotos festgelegt habe. An einem Karosseriepunkt beginne ich mit der ersten Linie. Die Perspektive ist hierbei besonders wichtig, um sicherzustellen, dass alle Details korrekt platziert und proportional zum Originalauto wiedergegeben werden.
In dieser Phase entwickelt sich die Zeichnung allmählich, und ich passe die Linien und Proportionen an, um eine präzise Darstellung zu erreichen.
Schritt 4: Grundfarben auftragen
Sobald das Vorskizzieren abgeschlossen ist, beginne ich mit dem Auftragen der Grundfarben des Oldtimers. Diese Farben werden plakativ aufgetragen, um die grundlegenden Farbflächen des Fahrzeugs zu definieren. In dieser Phase wird das Bild lebendiger, und die Formen des Oldtimers beginnen sich herauszukristallisieren.
Schritt 5: Verfeinerung mit Pastellkreiden
In der Endphase wird die Zeichnung durch den abwechselnden Einsatz von Pastellkreiden verfeinert. Dies umfasst:
- Farbnuancen und Details: Mit verschiedenen Pastellkreiden füge ich Nuancen hinzu, die dem Fahrzeug mehr Tiefe und Dimension verleihen.
- Lichtreflexionen: Weiße Kreide wird verwendet, um Lichtreflexionen darzustellen und dem Fahrzeug eine glänzende, realistische Oberfläche zu geben.
- Schatten und dunkle Stellen: Schwarze Kreide wird genutzt, um Schatten und dunkle Bereiche zu akzentuieren, die dem Bild mehr Kontrast und Realismus verleihen.
Schritt 6: Signieren und Versiegeln
Nachdem alle Details und Feinheiten hinzugefügt sind, wird das Kunstwerk finalisiert. Ich signiere das Bild, um es als mein Werk zu kennzeichnen. Anschließend wird die Zeichnung mittels Fixativ versiegelt. Das Fixativ schützt die Pastellkreiden vor Verwischen und Erhitzung, und sorgt dafür, dass die Farben auf Dauer erhalten bleiben.
Arbeitsweise und Perspektive
Für die Pastellzeichnung arbeite ich in der Regel im Stehen an einer fast senkrecht stehenden Arbeitsfläche. Diese Methode ermöglicht es mir, den Abstand und den Blickwinkel zu variieren, was besonders wichtig ist, um Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und das Gesamtbild zu kontrollieren. Das Blattmaß von 85 x 54 cm erfordert es, dass ich regelmäßig einen Schritt zurücktrete, um die Zeichnung aus der Entfernung zu betrachten.
Das fertige Werk
Am Ende dieses detaillierten Prozesses steht ein einzigartiges Kunstwerk, das die Persönlichkeit und den Charakter des Oldtimers in lebendiger und ästhetischer Weise einfängt. Die Kombination aus sorgfältiger Planung, präziser Ausführung und kreativer Verfeinerung macht jede Pastellzeichnung zu einem besonderen und individuellen Kunstwerk.
Die Entstehung einer Pastellzeichnung ist ein faszinierender Prozess, der Geduld und Hingabe erfordert. Jeder Schritt trägt dazu bei, dass das Endresultat ein authentisches und beeindruckendes Bild des Oldtimers wird, das sowohl den Besitzer als auch die Betrachter begeistert.
Noch ein paar Worte zum Motiv:
Der BMW 326 war das erfolgreichste BMW-Modell in der Vorkriegszeit
1935 wurde der Typ 326 von BMW entwickelt. Ein viertüriger Mittelklassewagen mit einen Sechsylindermotor.
Der Motor war mit zwei Vergasern ausgestattet, hatte zwei Liter Hubraum und leistete 50 PS. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 115 km/h. Auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin wurde er 1936 der Öffentlichkeit erstmalig vorgestellt.
Das Modell wurde zum Verkaufsrenner, bis Produktionsende 1941 wurden ca. 16.00 Stück abgesetzt. Es wurde der erfolgreichste BMW in der Vorkriegszeit.
Bis heute ein schöner und begehrter Oldtimer.